Gelenke
Einflüsse von Bioaktiven Kollagenpeptiden auf Gelenke
Der Gelenkknorpel ist insbesondere für die Beweglichkeit und Gesunderhaltung der Gelenke von Bedeutung. Kommt es durch Überbelastung, Verletzungen oder durch allgemeine Alterungsprozesse zu Schäden in Knorpeln und Sehnen, führt dies zu Fehlbelastungen und entzündlichen Veränderungen im Gelenk, die es letztendlich zerstören. Man spricht dann von einer Arthrose bzw. korrekterweise von einer Osteoarthritis, da hiervon nicht nur der Knorpel sondern auch der Knochen betroffen ist.
Beim Gesunden wird ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Bildung und Abbau der Bestandteile der extrazellulären Matrix wie KollagenTyp II und Aggrecan durch Knorpelzellen (Chondrozyten) aufrechterhalten.
Im Krankheitsfall ist dieses Gleichgewicht gestört, so dass abbauende Vorgänge überwiegen [Lee et al 2013]. Bioaktive Kollagenpeptide können dieses Ungleichgewicht zugunsten der aufbauenden Seite verschieben, einerseits indem sie die für die Kollagenbildung wichtigen Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxyprolin liefern und andererseits die Bildung von Kollagen und extrazellulärer Matrix durch die Knorpelzellen stimulieren [Bello et al 2006].
Klinische Studien an Menschen
McAlindon et al konnte 2011 in einer Placebo-kontrollierten Pilotstudie mit 30 Patienten mit leichter Knieosteoarthritis nachweisen, dass der Proteoglykangehalt des Knorpels der mit 10 g Kollagenhydrolysat behandelten Gruppe im Vergleich zur Placebogruppe zunahm. Die Veränderung war nach 24 Wochen statistisch signifikant, nach 48 Wochen jedoch nicht mehr [McAlindon et al 2011]. Obwohl diese Studie nur an einer kleinen Probandengruppe durchgeführt wurde und die Zunahme an Proteoglykanen nicht über einen längeren Zeitraum nachweisbar war, liefert sie doch einen Hinweis auf einen positiven Einfluss von Bioaktiven Kollagenpeptiden.
Für die Beurteilung der Wirksamkeit sind systematische Reviews, die die Ergebnisse mehrerer Studien miteinander vergleichen, am aussagekräftigsten.
Im Review von Liu et al wurden drei Studien zu Kollagenhydrolysaten verglichen und ein zumindest über 3 Monate anhaltender, statistisch signifikanter Effekt auf den Faktor Schmerz gefunden [Liu et al 2017]. Insgesamt gesehen ist die Datenlage zur Wirksamkeit von Kollagenhydrolysaten bei Gelenkerkrankungen doch noch dünn und es sind größere kontrollierte Studien über längere Zeiträume wünschenswert [Liu et al 2017]. Weiterhin müssten die Zusammenhänge bei verschiedenen Subgruppen, d.h. die unterschiedlichen Ursachen, Ausprägungen und Gelenktypen, untersucht und bewertet werden. Ebenso wäre es wünschenswert, genaue Angaben zu den in den Studien verwendeten Kollagenhydrolsaten zu erhalten, da diese sich doch sehr stark in ihrer Wirkung unterscheiden könnten.
Weitere Studien folgen in Kürze, ich bitte noch um etwas Geduld.
Klinische Studien an Hunden
Weide konnte 2004 in einer Beobachtungsstudie an 20 Hunden mit chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparats (Osteoarthritis oder Gelenkdysplasien) und 10 klinisch-orthopädisch gesunden Hunden als Vergleichsgruppe, die über 16 Wochen täglich 20 g bioaktive Kollagenpeptide mit dem Futter erhielten, eine signifikante Abnahme des Lahmheitsgrades der kranken Hunde feststellen. Ausgewählt wurden Schäferhunde oder Rassen vergleichbarer Größe mit einem Körpergewicht von 26 bis 46 kg (Durchschnittsgewicht 36,75 kg). Das Durchschnittsalter der kranken Hunde betrug 7,2, das der Kontrollgruppe 2,5 Jahre. Zu Beginn und am Ende der Behandlung wurde der Lahmheitsgrad nach einem standardisierten System (Brunnberg) erfasst und die Ergebnisse miteinander verglichen. Die Einschätzung der Hundebesitzer bestätigte ebenfalls den Erfolg. So beobachteten sie eine Zunahme der Lauffreude und eine Abnahme der Beschwerden beim Aufstehen und Treppenlaufen ihrer Hunde.
Zu Beginn und Ende der Studie wurden allen Hunden Blutproben entnommen und auf spezifische Biomarker des Gelenkstoffwechsels getestet. Die beobachtete Abnahme der Lahmheit ging einher mit einer Abnahme von MMP-3 (Matrixmetalloprotease 3, ein Biomarker für Knorpelabbau) und einer Zunahme von TIMP-1 (Tissue-Inhibitor of Metalloprotease 1, ein Biomarker für einen Hemmer des Knorpelabbaus). Diese biochemischen Veränderungen wurden auch an den gesunden Hunden festgestellt. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass eine Supplementierung gesunder Hunde einen prophylaktischen Effekt auf die Gelenkdegeneration hat.
Hesse führte 2006 eine Beobachtungsstudie an 26 älteren Hunden (Durchschnittsalter 8,2 Jahre) durch, die seit mindestens einem Jahr an chronischer Lahmheit der Hinterbeine litten. Auch diese Hunde erhielten 8 Wochen lang 20 g bioaktive Kollagenpeptide täglich mit dem Futter. Tierärztlich erfasst wurden Lahmheitsgrad nach Brunnberg, Schweregrad der Arthrose im Röntgenbild und der Muskelumfang des Oberschenkels zu Beginn, nach 4 Wochen und zum Ende der Studie. Die Bewertung der Gesundheitsstörung durch den Hundebesitzer erfolgte nach einem standardisierten Verfahren in Anlehnung an den Lequesne Index.
Von den 20 Hunden, die die Studie abschlossen, hatten 12 Hunde einen HD-Grad B oder schlechter, 2 einen HD-Grad C und litten zusätzlich an einer älteren Cauda equina Symptomatik, 3 litten an einer Gonarthrose infolge eines alten Kreuzbandrisses und 3 an Spondylarthrosen der Lendenwirbelsäule. 6 Hunde wurden von der Studie aus verschiedenen Gründen ausgeschlossen, wobei in keinem Fall ein Zusammenhang mit dem Futterzusatz (Bioaktive Kollagenpeptide) bestand.
Zum Studienende konnte eine deutliche Verbesserung des Lahmheitsgrades insbesondere bei den schwer erkrankten Hunden festgestellt werden. Die Bewertung nach Einschätzung der Hundebesitzer führte in allen Aktivitätsbereichen zu Verbesserungen, nach statistischer Auswertung jedoch nicht signifikant. In der vorliegenden Studie konnte kein Einfluss auf Hunde mit Spondylarthritiden oder mit einer länger vorliegenden Cauda equina Symptomatik gesehen werden.
2017 wurde der Einfluss eines Kollagenhydrolysats mit spezifischen Bioaktiven Kollagenpeptiden auf den Knorpelstoffwechsel an Zellkulturen und in vivo an 22 Hunden mit behandlungsresistenter Osteoarthritis untersucht [Schunk et al 2017]. In den Zellkulturen konnte nachgewiesen werden, dass die Syntheseleistung der Chondrozyten nach 2 bis 3 Wochen für Collagen Typ II, Aggrecan und Elastin um 7,5%, 5,5% bzw. 6,3% zunahm, während die entzündlichen Cytokine und degenerativen Proteasen statistisch signifikant abnahmen. Die Autoren sehen hier eine Korrelation zu der an den Hunden während der 12-wöchigen Behandlungsdauer verbesserten Symptomatik. Eine vollständige Auswertung ist leider nur bei drei Hunden angegeben, was die Aussagekraft dieser Studie stark einschränkt.
Diese Ergebnisse sollen in einer Placebo-kontrollierten klinischen Studie überprüft werden, die aber noch nicht abgeschlossen ist.
Klinische Studien an Pferden
In einer Studie an zwei Zentren wurde der Einfluss von Bioaktiven Kollagenpeptiden an Pferden mit leichter bis mittelschwerer Osteoarthritis getestet. Pferde unterschiedlicher Rassen und verschiedenen Alters erhielten 25 g (16 Pferde) und 50 g (12 Pferde) Bioaktive Kollagenpeptide oder 25 g (10 Pferde) Placebo täglich über 12 Wochen. Bewertet wurden Gangbild, Lahmheit, Schrittmuster, Veränderungen in der Schrittlänge, Veränderungen im Bewegungsbogen der Hufe, Schmerzsymptome bei Beugung oder Drehung des Gelenks sowie die Einschätzung der Besitzer mit einem standardisierten Fragebogen. Die Pferde mit der höheren Dosierung zeigte nach 12 Wochen insgesamt das beste Ergebnis, so dass die Autoren eine Dosierung von 50 g für ein Pferd mit einem Gewicht von 350 bis 550 kg empfehlen [Dobenecker et al 2018]. Die Pferde mit 25 g verbesserten sich gegenüber Placebo zwar ebenfalls, jedoch war der Effekt nicht so ausgeprägt wie bei der 50 g Gruppe. Obwohl das Studiendesign einige Schwächen besitzt (z.B. nicht doppelblind), sprechen die Ergebnisse für eine Wirksamkeit der Bioaktiven Kollagenpeptide.
Anschauungsmaterial
Gelenk mit Arthrose (Gonarthrose, Osteoarthrose)
Schematische Darstellung eines gesunden (links) und eines von Arthrose betroffenes Gelenks (rechts). Osteoarthritis (degenerative Arthritis, degenerative Gelenkerkrankung, Osteoarthrose) ist die am meisten verbreitete chronische Gelenkerkrankung. Arthrose (Arthrosis deformans) ist eine Definition für Gelenkverschleiß.
Bei der primären Arthrose wird eine biologische Minderwertigkeit des Knorpelgewebes angenommen, die Ursachen sind noch nicht geklärt. Sekundäre Arthrosen entstehen durch mechanische Überlastung wie Hüftgelenksdysplasie, entzündliche Veränderungen (bei Arthritiden) oder metabolische Störungen (bei Chondrokalzinose).
Der Knorpelabrieb kann schleichend (latente Arthrose) erfolgen oder in eine sehr schmerzhafte Erkrankung (aktivierte Arthrose) übergehen. Den Abbau des Knorpelgewebes können Mediziner nicht stoppen, aber das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen.
Gelenk mit rheumatoider Arthritis (chronische Polyarthritis)
Darstellung eines von aktiver rheumatoider Arthritis betroffenes Gelenks. Bei der rheumatoiden Arthritis (chronische Polyarthritis) handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die die Zerstörung körpereigener (autologer) Gewebe durch das autologe Immunsystem zur Folge hat.
Es kommt zu entzündlichen Abwehrreaktionen mit den klassischen Entzündungszeichen wie Überwärmung, Rötung, Schwellung mit Bewegungseinschränkung (Functio laesia) und Schmerz. Die Einwanderung fehlgesteuerter Immunzellen (maligne B-Zellen) spielt eine bedeutende Rolle, wodurch Gelenkentzündungen (Arthritiden), Zerstörung von Knorpel und Aktivierung knochenabbauender Zellen (Osteoklasten) resultieren.
Charakteristisch sind symmetrischer Gelenksbefall, die Bevorzugung kleinerer Gelenke, nächtliche Schmerzen, Morgensteifigkeit und eine hohe Therapieresistenz.
Bildquellen: Frank Geisler (MediDesign)
Letzte Aktualisierung: Oktober 2022